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Teleskope

"Ich hol' Dir die Sterne vom Himmel ... wenn auch nur virtuell. "

Unsere Aussicht vom Balkon über die wenig lichtverschmutzte Eifel drängt eine Sternenbeobachtung geradezu auf. Viele Abende haben wir so in den Himmel geschaut, nur mit einer Gleitsichtbrille und einem Glas Wein ausgerüstet. Das wurde jetzt anders: Wir haben uns ein Einsteiger-Teleskop geleistet. Unsere Erfahrungen dabei lest Ihr hier unten.

Ein Teleskop muß her, und zwar sofort!

Nein, so war es es nicht. Vielmehr brachte es Juttas Engagement als Burg- und Wanderführerin mit sich, daß Sie sich im Rahmen der Vorbereitung für die Vollmondwanderungen mehr und mehr mit dem Sternenhimmel beschäftigt hat. Ein Vollmond ist immer wieder beeindruckend, aber das ist natürlich bei Weitem nicht alles, was sich nachts über unseren Köpfen so abspielt. Und so lag es nahe, nicht nur mit Wein- und Fernglas sondern auch mit echter Optik den Abendhimmel anzuschauen.

Wir hatten nicht die Spur einer Ahnung, worauf man beim Kauf eines Teleskops achten muß. So ließen wir uns schließlich in einem Fachgeschäft in Bonn zu einem Einsteigerteleskop NexStar 6SE des amerikanischen Herstellers Celestron überzeugen.

Kleine Teleskopkunde

Warum es für uns so schwierig war, uns einfach so ein Teleskop auszusuchen, ist leicht erklärt: es gibt einfach zu viele Parameter, die bei der Auswahl beachtet werden müssen, um nicht hinterher einen teuren Staubfänger im Keller zu haben. Vielleicht hilft dem einen oder anderen ja unsere kleine Zusammenstellung, worüber man sich ein Urteil bilden muß, bevor man das Bankkonto plündert.

Bauart

Man unterscheidet zunächst die Bauart grob in Spiegel- und Linsenteleskope. Diese unterscheiden sich mittlerweile nicht mehr wesentlich in der optischen Leistung, sondern eher sichtbar in Platzbedarf und Gewicht. Ein Linsenteleskop (Refraktor) hat prinzipiell an jedem Ende eine Linse und zwischendrin viel lange Luft. Ein Spiegelteleskop (Reflektor) hingegen hat an einem Ende einen Umkehrspiegel sowie am anderen Ende einen großen Spiegel. Diese Teleskope sind nur halb bis ein Drittel so lang wie ein vergleichbares Linsenteleskop, weil das Licht wegen der Spiegel den Weg je nach Bauart zwei oder gar dreimal machen muß. Darum ist das Spiegelteleskop im Gegensatz zu einem klassischen Linsenteleskop deutlich leichter und kompakter. Im Wohnzimmer macht allerdings ein langes Fernrohr mehr her ;-)

Funktion

Bei beiden Bauarten (Spiegel - Linse) kann man sich nun aussuchen, ob man sich mit der Hand über den Nachthimmel kurbelt, oder ob man das Motoren überläßt. Weil sich die Erde um ihre eigene Achse dreht, der Rest des Weltalls im Verhältnis dazu sich aber fast nicht bewegt, wandern die Sterne während der Beobachtung langsam aber sicher aus dem Sichtfeld. Ein Motor, der diese Drehbewegung ausgleicht, wäre also etwas Feines. Eine motorische Bewegung hat außerdem den Vorteil, daß sie elektronisch steuerbar und auch viel gleichmäßiger ist. Die Halterung, auf der das Teleskop steht und bewegt wird, nennt man übrigens Montierung.

Und da, sobald der eine Wunsch erstmal erfüllt ist, er augenblicklich Junge bekommt, gibt es noch mehr Funktionen, zum Beispiel eine automatische Nachführung des Teleskops. Das braucht man, weil sich die Planeten in unserem Sonnensystem auf jeweils eigenen Bahnen bewegen, die sich von der scheinbaren Weltallbewegung unterscheidet. Und tatsächlich gibt es Montierungen, die clever genug sind, auch den einzelnen Planeten zu folgen. Diese Montierungen sind computergesteuert - computerized, wie der Amerikaner sagt, und können natürlich noch viel mehr. Tatsächlich haben diese Montierungen eine riesige Datenbank sowie die entsprechenden Algorithmen hinterlegt, um praktisch jeden Lichtfleck am Sternenhimmel zu kennen und präzise anzufahren. Das sind die sogenannten "Goto-Teleskope", weil man ihnen einfach das Himmelsobjekt nennen (eingeben) kann, "GoTo" drückt und sich das Teleskop dann automatisch ausrichtet. Dekadent - aber praktisch ;-).

Größe

Wie heißt es so schön: "size matters". Das gilt im Grunde auch für Teleskope. Und bei der Größe gibt es zwei Parameter, die miteinander korrespondieren: Der Durchmesser der Eingangsöffnung und die Brennweite. Je größer die Brennweite, desto "tiefer" kann man ins Weltall gucken, desto kleiner wird also der Raumwinkel, den man sieht - und desto weniger Licht fällt ins Teleskop. Damit man also noch etwas sehen kann, muß die Eingangsöffnung größer werden. Teleskope mit langer Brennweite haben daher auch in der Regel eine größere Eingangsöffnung.

Der Nachteil der Größe ist neben dem höheren Preis die geringere Mobilität. Teleskope gucken normalerweise immer in den freien Himmel. Und wer keine eigene Sternwarte hat, bei der man das Dach wegfahren kann, der muß sein Teleskop heraustragen. Bei Teleskopen und Montierungen bis 20 kg mag das noch gehen, darüberhinaus wird so ein Teleskop dann eher zur "Immobilie". Der Hobbyastronom kommt bei 10 Zoll-Spiegelteleskopen also an die Grenze. Wer sein Teleskop auch mal unter einem anderen Sternenhimmel nutzen möchte, der wird auf der Reise natürlich mit kleineren Baugrößen weniger Streß haben.

Zubehör

Sonne, Monde, Planeten, Sterne und allen anderen Objekt sind natürlich nicht nur in Wirklichkeit unterschiedlich groß, auch am Himmel haben sie eine unterschiedliche Größe. Das Bauteil, an das man sein Auge hält, das Okular, bestimmt durch seine Bauart unter anderem die Vergrößerung. Um den einzelnen Bedingungen gerecht zu werden, kann man die Vergrößerung des Teleskops über verschiedene Okulare ändern. Daher lassen sich bei allen Teleskopen die Okulare ganz einfach wechseln; die Durchmesser sind standardisiert, so daß man fast nichts falsch machen kann. Außerdem kann man auf die Okulare noch Farbfilter schrauben, um bei bestimmten Objekten den Kontrast zu erhöhen. Um die Sonnenflecken der Sonne zu sehen, muß allerdings ein Filter vor das Teleskop montiert werden, denn die Lichtmenge der Sonne würde das Teleskop zu stark aufheizen und man kann beim ungeschützten Blick in die Sonne erblinden!

Modulfinder

Von Hause aus kam das Teleskop mit einem Leuchtpunktsucher daher. Ein Leuchtpunktsucher ist praktisch, wenn man helle, mit dem normalen Auge sichtbare Objekte am Himmel sucht. Schwieriger wird es, wenn die Objekte dunkler werden, und wenn man wegen des kleinen Kameraausschnitts das Teleskop ziemlich präzise ausrichten muss.

Ich habe mir daher ein Minileitrohr gegönnt. Der sogenannte Modul-Finder kann mit einem Okular als Sucherfernrohr genutzt werden, oder als Leitrohr für eine Kameranachführung. Der Modulfinder hat eine Eingangslinse mit 50mm Durchmesser und eine Brennweite von 180mm. Damit bietet er am Nachthimmel ein 12 mal so großes Sichtfeld wie das Teleskop und ist auch heller als der Leuchtpunktsucher.

Fadenkreuzokular

Noch praktischer wird es, wenn man ein Fadenkreuzokular einsetzen kann, um die Ausrichtung des Teleskops präziser zu machen, denn durch den Sucher der angeflanschten Spiegelreflexkamera sieht man so gut wie nichts. Ein Fadenkreuzokular ist gar nicht so schwierig selbst herzustellen, dank Markus Emmerichs Anleitung gelang das ziemlich problemlos. Ein angenehmer Nebeneffekt des Fadenkreuzes ist die einfachere Nachführung bei Einsatz einer Polhöhenwiege. Die Fäden liegen dann im gleichen Winkel wie die RA- und DEK-Motorachse, und die Steuerung läßt sich so intuitiv bedienen.

CGEM:Celestron German Equatorial Mount

Astrofotographie macht süchtig. Und das NexStar 6SE macht neugierig auf tiefere Einblicke. Nach einen Jahr Astrofotographie war ich weich gekocht für größeres Equipment: eine größere Optik und damit einhergehend eine andere Montierung.

Die Optik ist noch in Produktion (grummelgrummel), aber die Montierung, eine parallaktische "deutsche Montierung" ist schon im Einsatz. Der Wechsel innerhalb der Produktgruppe von Celestron ist sehr einfach: die Handsets der CGEM-Serie sind identisch zu denen der NexStar-Serie, nur ein paar Funktionen sind logischerweise anders. Die Handhabung der mechanischen Bauteile ist entsprechend. Der entscheidende Unterschied ist das Gewicht und die Größe. Ich traue mich nicht mehr, das Teleskop komplett montiert aus dem Wohnzimmer auf den Balkon zu tragen - es ist einfach zu groß und zu schwer.

Dafür entschädigt allerdings die Nachführungspräzision und die größere Unempfindlichkeit gegen äußere Einflüsse. Selbst mit der 6-Zoll-Optik lassen sich beeindruckende Deep-Sky-Aufnahmen zaubern - gutes Seeing vorausgesetzt. Ärgerlich ist leider das bauartbedingte Ummanövrieren um die Südausrichtung - die meine Hauptbeobachtungsrichtung ist. Beim Süddurchgang muß die Azimut- und Elevationsachse um 180° gedreht werden, da die Azimutsteuerung hier einen mechanischen Anschlag hat, um die Kabel im Inneren nicht zu verdrehen.

Celestron C11 - 30cm Durchmesser, 3 m Brennweite

Nun sind 5 Jahre vergangen, in denen ich mit dem heiß begehrten großen Tubus und der schweren Montierung auf Sternen bzw. Galaxienfang gehe. Beeindruckende Galaxienaufnahmen und den einen oder anderen Nebel habe ich damit abgebildet. Mit dem größeren Teleskop zog dann kurz drauf auch eine Astrokamera mit größerem Chip ein. Mit einer 1280x960er Auflösung auf 17 mm² sucht man bei 3 Meter Brennweite lange nach dem Objekt. Mit 16 Megapixel und entsprechend 14 mal so großer Fläche findet man deutlich schneller das Objekt der Begierde und kann dann auch Ausschnitte aufnehmen. Die kleine Astrocam dient nun an einem Leitrohr als Guiding-Kamera.

Apochromat APO 100/58

Der Nachteil der Reflektoren mit langer Brennweite liegt allerdings darin, dass großflächige Objekte nicht mehr dargestellt werden können - es sein denn, man bastelt sich eine Collage aus Einzelbildern. Das ist natürlich ziemlich aufwändig. Ich habe das mal bei einem Vollmond gemacht und keine weiteren Experimente gemacht.

Kürzere Brennweiten sind die Spezialität von Linsenteleskopen - Refraktoren. Linsen haben leider die Eigenschaft, dass ihre Lichtbrechung abhängig von der Wellenlänger ist. Das hat zur Folge, dass ein Stern einen Farbsaum bekommt. Wenn verschiedene Materialien zu einem Linsensystem kombiniert werden, kann dieser Mangel minimiert werden. Solche farbkorrigierten Linsensysteme nennt man apochromatische Systeme.

Es kam also ein apochromatischer Vierlinser ins Haus - vier Linsen, weil ebenfalls noch eine Linse die Bildverzerrung korrigiert. Das Ergebnis ist ein praktisch farbreines Bildfeld - bis in die Ecken. Phantastisch. Mit 580 mm Brennweite und 100 mm Öffnung ist das System auch noch ziemlich lichtstark - damit können auch die etwas schwächer strahlenden Nebel abgelichtet werden.

Langzeitbelichtung mit der DSLR, man sieht die Sternenstreifen, während die Windräder still stehen. Belichtungszeit 2 Minuten
Langzeitbelichtung
Teleskop mit Tastatur und Display - heute gibt's nix mehr ohne Computer
das Handset
das stabile Stativ läßt sich von der motorgetriebenen Montierung auch trennen
Stativ mit Montierung
für kleine Digicams ideal: die Fotoklemme
Fotoklemme
ganz erstaunlich diese Vergrößerung! Der Hochstand ist hinter dem einzelnen Baum auf der Wiese am Horizont.
Objekt und Ergebnis
für Mondaufnahmen ist die Ixus perfekt, weil der Mond groß und hell genug ist - allerdings ist der Kontrastumfang etwas beschränkt.
Mond mit Ixus 130
die Hightech aus Scope, Laptop und Digicam ist auch für Hobbyisten erschwinglich.
Computerastronomie
Fernsehen im wahrsten Sinne des Wortes. Vom Arbeitszimmer aus läßt sich bequem in der Weltgeschichte rumgucken.
Fernsehen
winterfest: wenn es draußen kalt ist, lassen sich Anzeige, Steuerung und Scharfstellung auch vom Desktop-PC steuern.
für die kalten Nächte
mehrere Fotos hintereinander sind verdreht. Die Lösung: eine Nachführung, die die Drehung ausgleicht: eine 'deutsche Montierung' mittels einer Polhöhenwiege
gegen die Drehung
ein Minileitrohr mit 180mm Brennweite und 50mm Öffnung zeigt mehr Details als der Leuchtpunktsucher - außerdem nimmt es ein Fadenkreuzokular auf.
Leitrohr
Fadenkreuzokular selbstgebaut: Auf dem dicken Kupferdraht liegen haarfeine Kupferdrähte mit Sekundenkleber fixiert, direkt vor der Feldblende im Brennpunkt
Selbstbau Fadenkreuzokular
die Guiding-Software PHD klemmt sich an einen Lichtpunkt (Modulfinder 180mm Brennweite mit ASI), damit das Motiv (roter Kreis: Adlernebel) durch das Teleskop mit Spiegelreflexkamera perfekt nachgeführt wird
PHD-Guiding
die CGEM-Montierung läuft erheblich präziser als die NexStar SE-Montierung - kein Wunder, sie ist auch auch erheblich teurer!
CGEM-Montierung
die Grenze der Mobilität stellt das 11-Zoll CS-Teleskop dar. Montierung und Gegengewicht  aufbauen ist eine Sache, den 13 kg schweren Tubus in der Prismenschiene nicht zu verkanten, eine andere!
6 Zoll zu 11 Zoll
3,5 mal mehr Licht und die Auflösung verdoppelt: Nebel und Galaxien wir kommen. Allerdings gestattet sich der Aufbau aufgrund der Gewichtes von insgesamt 55 kg etwas aufwändiger.
size matters
weniger Brennweite, mehr Raum für Nebel: ein Apochromat, der farbrein und unverzerrt bis in die Ecken abbildet: 100 mm Öffnung bei 580 mm Brennweite. Ein phantastisches Gerät
weniger Brennweite